Dein Kind hört dir schon wieder nicht zu oder provoziert ständig rum. Die Geschwister gehen dauernd aufeinander los – wie neulich, als dem Kleinen richtig weh getan wurde. Dein:e Partner:in setzt sich abends aufs Sofa, während du noch in der Küche schuftest…

Und du: Du kochst vor Wut auf dein Kind (oder deine:n Partner:in)!

Du kannst nicht mehr. Deine Nerven sind angespannt wie Drahtseile, weil

  • der Tag lang war
  • die Arbeit gerade mega stressig ist
  • du das Thema schon 1.000 Mal zuvor hattest, du dich immer wieder zusammen gerissen hast und nun ist einfach genug.

Dann gilt nur noch: „Ich bin so wütend“. Und im nächsten Moment wirst du aggressiv: Du meckerst und schreist dein Kind an. Alternativ beginnst du zu spötteln, vielleicht sogar zu beleidigen. Von einem freundlichen Umgangston bist du mit einem Mal meilenweit entfernt.

Nach deinem Wutanfall fühlst du dich ganz schrecklich. Wie konntest du nur so ausflippen? Aggressiv gegenüber deinem Kind zu sein, ist falsch. Das weißt du genau. Also kämpfen Selbstzweifel und Selbstkritik um die Wette, sodass du dich innerlich manchmal fast selbst zerfleischt.

Deine Vorsätze sind dementsprechend hoch. Du nimmst dir vor: Morgen machst du alles anders. Irgendwie musst du diese Wut auf dein Kind doch loswerden können, oder? Ein bisschen mehr Selbstkontrolle für deine geliebten Kinder und deine:n Partner:in muss wohl drin sein. Du beschließt: Diese Aggressionen gegenüber deinem Kind musst du in den Griff bekommen.

Denn eins ist klar: SO eine Mutter, so ein Vater wolltest du nie, niemals werden…!

Wieso deine Wut wichtig ist und Unterdrücken „schwieriger“ Gefühle keine Alternative

Wieso Wut wichtig ist – ERSTENS

Ist dir schon mal aufgefallen, dass deine Erinnerung an Erlebtes in aller Regel mit besonders gefühlsintensiven Momenten verbunden ist? Das liegt daran, dass Gefühle das Verarbeiten von Informationen im Gehirn verstärken. D.h sobald wir intensive Gefühle erleben, hämmern sich sozusagen bestimmte Details der erlebten Szenen erst so richtig ins Gedächtnis ein.

Man könnte also sagen, dass unsere persönliche Biografie wie ein Teppich aus Erinnerungen unserer gefühlvollen Erlebnisse zusammengewebt ist. (Sprich, wenn wir beispielsweise in unserer Kindheit Gefühle aus irgendwelchen Gründen „abdämpfen“ mussten, ist es meist kein Wunder, wenn wir später sagen, dass wir uns nicht an Schlimmes erinnern können. War doch alles gut…)

Wieso Wut wichtig ist – ZWEITENS

Wut aufs Kind ist nicht selten und meist schon am Blick der Eltern erkennbar
Viele Mütter sind schnell gereizt und aggressiv. Kein Wunder: Sie vernachlässigen ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse am laufenden Band!

Wut hat durchaus einen Zweck, den sie für uns erfüllt, weil sie uns ins ‚Handeln‘ bringt. Wenn sie sprechen könnte, würde sie beispielsweise sagen: „Ändere etwas!“ oder „Achte besser auf dich!“

Ein üblicher Auslöser ist das Überschreiten der eigenen Grenzen durch andere.


Du hattest einen heftigeren Tag als sonst, alles ist schief gelaufen, dein Rücken tut weh und dein:e Partner:in besteht darauf, heute eine ausführliche Diskussion zu einem Streitthema von neulich zu führen. Und das, obwohl du klar gemacht hast, dass heute einfach nichts mehr geht. Du kommst ins Handeln und sorgst mehr oder weniger konstruktiv dafür, dass du diese Diskussion nicht führen musst. Du platzt also entweder vor Wut oder gehst einfach weg. Die Reaktion darauf ist nun allerdings auch nicht sonderlich erholsam.:(

Ein neutraleres Beispiel: Für die neue Küche wurde falsch Aufmaß genommen. Nun passen die Schränke vorn und hinten nicht. Das ist dem Geschäft aber völlig egal, die neuen Schränke werden erst in 12 Wochen geliefert. Die bisherige Küche habt ihr aber natürlich schon abgebaut, schließlich wurde die Neue ja jetzt geliefert… Deine Wut gibt dir nun die Energie, dich hinter die Sache zu klemmen und dafür zu sorgen, dass sich das Küchenunternehmen der Sache vernünftig widmet und sich des selbst verursachten Problems annimmt.

Ein weiterer typischer Auslöser für Wut, die uns ins Handeln bringt: unsere Wertvorstellungen werden verletzt. Beispiel: Dein Kind oder dein:e Partner:in lügt dich an. Die Wahrheit zu sagen, ist aber ein Wert, der für dich eine besondere Relevanz hat. Du wirst also auf gar keinen Fall still sitzen bleiben und nichts tun, wenn du angelogen wirst. Und schon haben wir den „Wut-Salat“.

Oder nehmen wir „Fridays For Future“ als Beispiel. Auslöser dieser Bewegung ist die Wahrnehmung einer Vielzahl hauptsächlich junger Menschen, dass weltweit universelle Werte verletzt werden: Die Natur wird nicht geschützt und erhalten und somit die Zukunft künftiger Generationen aufs Spiel gesetzt. Die daraus entstandene Wut hat Menschen in Scharen auf die Straßen gebracht, bis sie durch das „C“ ausgebremst wurden.

In allen „Wut-Beispielen“ steckt allerdings noch mehr hinter der Oberfläche. Und zwar die Bedürfnisse – der Antrieb hinter unserem Tun.

Im ersten Beispiel geht es – ganz nach der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) nach Rosenberg – insbesondere um das Bedürfnis nach Empathie, darum, dass die eigenen Gefühle wahr- und angenommen werden. Außerdem auch um den Bereich Kontakt mit anderen in Form von Unterstützung, Rücksichtnahme und vielleicht auch Austausch über das, was besonders hart war an diesem Tag.

Wir wollen ernst genommen und verstanden werden.

Häufig kannst du dich vor einem Wutausbruch bei Gedanken ertappen wie: „Der nimmt mich gar nicht ernst“ oder „Sie versteht mich einfach nicht“ u.ä. (was dabei Bewertung ist oder nicht, bleibt an dieser Stelle gerade mal dahin gestellt – es fühlt sich auf jeden Fall oft genau so an).

Bei der Küche kommen zum einen körperliche Bedürfnisse zum Tragen: Es kann uns ärgern, dass wir so lange Zeit nicht für nahrhaftes Essen sorgen können. Sicherlich unterscheiden sich Menschen in dieser Hinsicht – manche Körper sind eher auf warmes, zubereitetes Essen angewiesen, um sich wohlzufühlen. Andere kommen längere Zeit mit Salaten, Broten & Co. zurecht.

Zum anderen lässt der Lieferant zunächst nicht mit sich reden. Da geht es um Bedürfnisse rund um Wertschätzung, Unterstützung, Respekt und Zusammenarbeit – gerade, wenn sich der Lieferant total sperrt, sich kurzfristig zu kümmern, und kaum ein wertschätzender Austausch zustande kommt, um das Problem zu beheben. Auch Leichtigkeit spielt hier eine Rolle.

Auch beim Lügen geht es um den Bereich Kontakt mit Anderen und Geborgenheit. Themen wie Offenheit, Rücksichtnahme, Respekt und das Teilen gemeinsamer Werte spielen eine Rolle. Wesentlich ist hier aber auch das Bedürfnis nach Sicherheit durch Verlässlichkeit und Ehrlichkeit.

Im Falle der Sorge um die Zerstörung der Umwelt spielt das Bedürfnis nach Selbsterhalt eine wichtige Rolle. Aber auch Sicherheit und Integrität – die Stimmigkeit der eigenen Werte – sind hier wesentlich.


Wieso Wut wichtig ist – DRITTENS

Ausweichen und Unterdrücken bringen nichts! Ohne die herausfordernden intensiven Gefühle auch keine schönen intensiven Gefühle.
Wir können nicht ohne einen hohen Preis einen Teil unserer Gefühlswelt abschneiden. Sprechen wir Wut, Trauer, Angst und Verletzlichkeit etc. jegliche Daseins-Berechtigung ab und schaffen es tatsächlich, sie mehr oder weniger „wegzumachen“, mindern wir damit gleichzeitig die Freude, die wir beispielsweise in verbindenden Familienmomenten erleben können. Den Optimismus, wenn wir in die Zukunft schauen, die Dankbarkeit nach einem tollen Tag, Zufriedenheit, Leichtigkeit, Euphorie, Mitgefühl, Begeisterung… Dinge, die unser (Familien-)Leben lebenswert machen.

In der Meditationswelt wird auch gern davon gesprochen, dass „that which we resist, persists“: Heißt, unserer Wut auf unser Kinder unseren Partner aus dem Weg zu gehen, macht sie nicht weg! Vielleicht verschwindet sie erst einmal scheinbar – so an der Oberfläche. Vielleicht kannst du dich auch bis zu einem gewissen Grad zusammenreißen. Doch in aller Regel wird sie nur penetranter, je mehr du sie wegdrückst, und irgendwann so ungestüm, dass sie noch schwieriger zu bändigen wird.
Übrigens zeigt sich Wut, wenn sie weggedrückt wird, gern in anderem Gewand: in passiver Aggressivität.

Was also ist die Alternative: Wir dürfen uns mit unserer Wut hinter dem Schimpfen, Meckern und Anschreien unserer Kinder oder unseres Partners auseinandersetzen!

Das hat übrigens noch den netten Nebeneffekt, dass wir unseren Kindern in mehrfacher Hinsicht ein Vorbild in Sachen Wut & Co. sein können:

1. Wie man an der eigenen Wut wachsen und lernen kann und konstruktiv mit ihr umzugehen.

Und 2. dass uns unsere Kinder authentisch erleben dürfen.
Denn spielen wir ihnen eine Freundlichkeit vor, die de facto gar nicht echt ist, sorgt das für erhebliche Irritation. Und „irritiert sein“ lässt auch uns manches Mal aus den Fugen geraten. Kinder, die das Verhalten ihrer Eltern so gar nicht mehr einschätzen können, erst recht. Sie nehmen war, dass wir sauer sind, und sehen uns gleichzeitig lächeln oder freundlich sprechen. Das ist für ein kindliches Gehirn zu viel und wirkt sich nicht selten aufs Verhalten aus. Ich denke, du verstehst, warum ich dir zu Authentizität rate…;)

Aber wie und ohne den Kindern durch deine Aggression zu schaden und überhaupt und sowieso? Darum geht es gleich. Für etwas Klarheit vorab, eine kurze Erklärung zu den Unterschieden…

Was unterscheidet die Wut auf dein Kind von Aggressionen gegenüber deinem Kind?

Es gibt kein durchgehend einheitliches Verständnis von Wut oder Aggression. Oft wird sogar gar nicht unterschieden. Meiner Meinung nach hilft dir jedoch meine gewählte Unterscheidung sehr auf deinem Weg zu einem besseren Verständnis und einem konstruktiveren Umgang mit deiner Wut.

Während du deine Wut auf dein Kind als Gefühl einordnen kannst, ist Aggression das verletzende Verhalten, das unwillkürlich auf die Wut folgen KANN.

Aggression kann ganz offen(sichtlich) sein, bspw. in Form von Schlagen oder Beschädigen von Dingen. Dass Kinder schlagen ist tendenziell eine etwas häufigere Herausforderung bei Jungs-Eltern (ein Thema, über das ich noch gesondert schreiben werde).

Aggression bei Eltern zeigt sich häufig entweder als Anschreien der eigenen Kinder, wenn die Hutschnur platzt oder (non-)verbal. Gerade letzteres ist oft präsenter bei uns Eltern als uns lieb sein kann:

Werden wir aggressiv gegenüber unserem Kind, ist es zum Verzweifeln: Wir sehen nicht mehr klar.
  • Verbale Aggression findet meist als Beleidigen statt, indem wir abfällig, kränkend und verächtlich über unser Kind oder zu unserem Kind sprechen, Gefühle absprechen oder als Person herabsetzen es damit kränken.
    Beispiele dafür wären: „Wieso machst du sowas? Wie bescheuert ist das denn!“ oder „Was stellst du dich überhaupt so an?“ und, und, und. Unter beleidigen fallen auch lustig machen, wenn unser Kind etwas macht, was unser Meinung nach überhaupt keinen Sinn macht oder auch einseitiges Spötteln oder Witzeln, das eben nur für die witzelnde Person lustig ist.

  • Ein Beispiel für non-verbale Aggression ist die eigene Mimik. Ein Feld, mit dem ich selbst noch immer regelmäßig zu tun habe: Wenn mir etwas missfällt, steht mir allzu schnell ein sehr missbilligender Blick auf dem Gesicht geschrieben.

5 Schritte wie du mit der Wut auf dein Kind konstruktiver umgehst

Du weißt, es ist nicht des Rätsels Lösung, deine Kinder ständig anzuschreien, weil deine Selbstkontrolle wieder mal völlig aus den Fugen gerät und du zur aggressiven Mutter „mutierst“. Du weißt, intensive Gefühle sind normal und ok – so weit, so gut. Du weißt, Wut hat ihren Sinn, oooooookayyyy. Aber was kann man gegen Aggressionen machen. Dafür kommt jetzt noch eins obendrauf:

Mache dir deine Wut auf dein Kind zur Verbündeten: Höre richtig hin und nutze die Möglichkeiten, die sie dir schenkt!

Ja, ganz genau. Und damit dir das möglich wird, ist es eine wichtige Voraussetzung, deine Wut nicht als Feind anzusehen, sondern lediglich als Überbringer einer Nachricht. Und dieser Überbringer ist extrem ungeübt!

Oder hat dir jemals jemand beigebracht, wie du mit solcherart heftigen Gefühlen umgehen kannst? Und so meint es dieser Teil in dir, beispielsweise dein innerer Beschützer, manches Mal viel zu gut mit dir. Er übertreibt’s und walzt ab einem gewissen Level einfach alles platt, was ihm in den Weg kommt.

Die größte Chance, die dir deine Wut bietet, ist, dich besser verstehen zu lernen: Endlich Klarheit. Denn nur dann kannst du tatsächlich handeln und somit auch etwas ändern!

Um dich deinem Nachrichten-Überbringer nun zu nähern, hilft es dir, Rückschlüsse aus vorherigen Situationen zu ziehen, in denen dich deine Familienmitglieder zur Weißglut gebracht haben. Dann kannst du das Pferd von hinten aufzäumen, Änderungen vornehmen und zunehmend neuen Verzweiflungs-Situationen vorbeugen.

1. Schritt: Was denkst du, während du wütest?

Was denkst du außer: „Ich bin so wütend“?;) Was für Glaubenssätze oder Wertvorstellungen stecken ggf. hinter deinen Gedanken?

2. Schritt: Finde heraus, welche Gefühle hinter der Wut auf dein Kind stecken

Das wohl häufigste Gefühl ist Angst. Andere übliche Gefühle im Zusammenhang mit Wut sind Unsicherheit, Scham, Traurigkeit, Schmerzen, Hilflosigkeit oder auch Einsamkeit. Nicht zu vergessen: Aufgestauter Ärger.

3. Schritt: Frage dich, was hinter den Gefühlen steckt

Was ist es, was dir dein Nachrichten-Überbringer mitteilen möchte? Warum macht er so einen „Ramba Zamba“? Worum geht es ihm EIGENTLICH? Was möchte er (oder auch sie) in seinem / ihrem Innersten?

Stelle dir dafür, wenn du magst, deinen Nachrichten-Überbringer einmal konkret vor. Wie er da wie ein Elefant im Porzellanladen und vollkommen unbeholfen dein Haus fast zum Einstürzen gebracht hat. Und nun kann er nicht reden. Und er schaut dich mit den liebsten Hundeblick-Kulleraugen der Welt an und wünscht sich eigentlich nur ___________ (Austausch, Ermutigung, Gerechtigkeit…).

Traurig könntest du beispielsweise sein, weil du dir – während du da in der Küche stehst und werkelst – eigentlich Nähe und Gemeinschaft, Beachtung und Wertschätzung wünscht. Oder alternativ, weil du dir Gleichwertigkeit oder Erholung wünscht. Du siehst, die Spannbreite ist groß. Du darfst da also ordentlich nachforschen.

4. Schritt: Überlege dir, wie du ins Handeln kommen kannst.

Im Rahmen der GfK würdest du an dieser Stelle eine Bitte formulieren. Ein wirklich wesentlicher Schritt, der tatsächlich gern mal übergangen wird. Konkret: Zu deinem Partner gehen, ihn bitten, auf Pause zu drücken und zu sagen „Du, ich fühle mich grad irgendwie allein und könnte eine längere Umarmung so was von gebrauchen.“

Abseits vom Formulieren einer Bitte an jemanden anderen, kannst du aber auch einfach selbst das Heft in die Hand nehmen und eine Freundin anrufen. Oder aber du suchst dir eine Tätigkeit, die du in der Nähe deines Partners machen kannst. Schnappe dir endlich mal wieder das Buch, das du schon lange mal lesen wolltest. Du kannst nicht lesen, wenn seine Serie läuft: Schnapp dir Ohrstöpsel oder bitte ihn, Kopfhörer zu nutzen…
Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Frauen ihrem Partner grollen, weil sie ihn darum beneiden abschalten zu können. Nur: Wie sinnvoll ist das tatsächlich?

Ganz wichtig an dieser Stelle: DU bist für DEINE Bedürfnisse verantwortlich. Du kannst andere um Unterstützung bitten, sie zu erfüllen. Doch letztlich ist es DEINE Aufgabe.

Also: Nicht warten bis sich der andere kümmert, sondern: Kümmere dich! Und werde kreativ!!!

5. Schritt: Schau dir deine „alten“ wiederkehrenden Themen an

Was triggert dich besonders? Wo gehst du sofort hoch? Dabei kann es eine große Hilfe sein, dir deine inneren Anteile anzuschauen: Wer übernimmt in solchen Momenten das Ruder und warum? Was ist das Ziel des Ganzen?

Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn dich dein Kind aggressiv macht und du dich als Mutter überfordert fühlst

Fassen wir zusammen: Intensive Gefühle und Wut sind ok, normal, haben sogar einen Sinn und du müsstest ihnen EIGENTLICH zuhören. Nur wie kannst du die Wut aufs Kind „kontrollieren,“ wenn sie dich gerade mal wieder so richtig unter Kontrolle hat?

Schauen wir uns die Eingangsbeispiele an: Du bist wütend auf dein Kind oder deine:n Partner:in. Soweit, so ok! Und jetzt? Wut entladen wie Kanonen, die gegen die angreifenden Piraten abfeuern? Alle um uns herum erstmal ordentlich „zur Sau“ machen?

Wenn du das als Lösung ansehen würdest, wärst du sicherlich nicht hier.;) Dennoch wird es genau das sein, was dir oft passiert. Denn sonst hättest du wohl ebenfalls nicht bis hierhin gelesen.

Ich weiß nur zu gut aus eigener Erfahrung, dass eine andere Variante als einfach nur Entladen oft genug nicht möglich scheint. Und dann stehen wir vor dem Scherbenhaufen, den wir womöglich angerichtet haben, und fühlen uns schuldig. Wir fühlen uns als schlechteste Mutter oder schlechtester Vater der Welt. Sinn von Wut hin oder her! Doch:

Wenn du deine Wut per se schlecht machst, gießt du einfach nur Öl ins Feuer!
Das führt nämlich dazu, dass du dieses
fiese, blöde Wut-Ungeheuer
in dir drin
„auf Teufel komm raus“ weg machen willst.

Da haben wir dann den Wertekonflikt wieder: Du möchtest kein Wutteufel sein, also wirst du wütend auf die Wut…

Doch genau da ist wieder ein Punkt, bei dem du eine Wahl hast!

Du kannst entweder in den Teufelskreis einsteigen, über deine Wut auf dein Kind wütend sein und dich im Kreis drehen. ODER du schaust, wie du deiner Wut begegnen kannst.

Das allerdings geht besser, wenn du…

1. weißt, wie du dich beruhigen kannst und

2. die Wut nicht automatisch bei jeder Kleinigkeit anschlägt,
die für dich eigentlich gar nicht so kriegsentscheidend ist

1. Wie du dich beruhigen kannst, wenn dich dein Kind zum Ausrasten bringt

  • Die wohl bekannteste Variante sind Atemübungen. Sie sorgen dafür, dass der Bereich deines Gehirns, der sich um Logik & Planung kümmert, wieder an Bord kommen kann. Eine ganz einfache Übung ist den Aus-Atem zu verlängern. Du kannst beispielsweise kurz einatmen und dann ausatmend „Wow“ sagen. Das „Wow“ ziehst du dabei so lang in die Länge wie es nur geht.

  • Abstand von der Situation schaffen und kurz laufen gehen. Das ist jetzt nicht gerade Kleinkind-alltags geeignet. Aber gut zu machen, wenn deine Kinder schon älter sind oder wenn es um einen Streit in eurer Partnerschaft geht. Wichtig ist nicht einfach abzuhauen, sondern anzukündigen „ich bin so richtig, richtig wütend, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Ich muss raus aus der Situation. Wir sprechen, wenn ich mich beruhigt habe“.

  • mit jemandem sprechen, der uns bei dem Thema gut zuhören kann. Rufe deine Freundin an, verabrede dich mal wieder mit deinem Kumpel. Es muss tatsächlich auch kein Mensch sein. Ein Journal kann auch sehr gut „zuhören“.

  • kurze Achtsamkeits-Praxis, um deinen Körper wieder richtig anzubinden; ein Bodyscan bietet sich dabei besonders an. Du gehst von Kopf bis Fuß durch und beobachtest dabei, wie sich dein Körper anfühlt.

  • Neu-Bewertung der Situation: Was ist der Gesamt-Kontext der Situation? Könnte es auch eine andere Perspektive geben? Wie würde eine Besucherin über die Situation denken?

  • Visualisierungs-Übungen
    Ein Beispiel für eine Visualisierung wäre: Wie könnte die Situation ausgehen, wenn du es geschafft hast, die Energie der Wut einerseits anzuerkennen und andererseits konstruktiv mit ihr zu arbeiten? Was wäre das von dir gewünschte Ergebnis? Stelle dir bis ins Detail vor, wie es dir geht, wenn alles so läuft, wie du es gerne hättest… Welche Gefühle tauchen auf, wenn du das, was gerade schief läuft in die „richtigen“ Bahnen lenkst?

2. Wie du dafür sorgst, dass du weniger schnell gereizt und aggressiv wirst

Folgende Methoden sorgen u.a. dafür, dass dein Gehirn nicht mehr beim allerkleinsten Auslöser auf Alarm schaltet. Sprich, du hast eine gelassenere Ausgangshaltung, die dich ruhiger durch den Alltags-Sturm gleiten lässt. Wenn du so willst: Der Weg, um die Wut auf dein Kind zu „kontrollieren“ und Aggressionen gegenüber deinem Kind vorzubeugen:

  • Meditation: Vielfach bewiesen, ist Meditation eine sehr wirksamer Weg, um im Alltag weniger schnell gereizt zu sein. Die Meditations-Praxis muss dabei nicht zu einer riesigen Sache aufgebauscht werden – außer natürlich, das hilft dir bei der Umsetzung.;)
    Viele sagen, dass es ihnen besonders schwer fällt zu meditieren, wenn sie gestresst sind. Aber es gibt nicht nur die EINE Form der Meditation. Schau für erste Inspirationen mal in den unteren Bereich meines Beitrags „Warum ich Meditieren so liebe“ oder schreibe mich an für ein persönliches 1:1-Meditations-Coaching.
  • Bewegung: Finde dafür etwas, das dir wirklich gefällt. Du brauchst nicht 3x-pro-Woche-Intensiv-Training. Jeden Tag 30 Minuten Spazieren gehen oder durch die Wohnung tanzen, sind zum Senken der Reizschwelle deutlich effektiver!

    Meine persönliche Art der Umsetzung ist derzeit, abends eine halbe Stunde Qualitätszeit mit einem meiner vier Kinder draußen zu verbringen. Da wird dann Ball oder fangen gespielt, ich jogge nebem dem Laufrad her oder, oder, oder, Die anderen genießen währenddessen ihr Abend-Vorlesen mit Papa.;)
  • Kreativität: Entdecke deine kreative Ader (wieder). Lerne ein Instrument, male (ggf. mit deinen Kindern), arbeite mit Holz oder Stoff oder lege dir einen Speckstein und Feilen zu. Werde kreativ, was das Kreativwerden angeht…
  • Verständnis für die Hintergründe: Je mehr du nicht nur dich selbst verstehst, sondern auch deine Kinder oder deine:n Partner:in, desto stärker kannst du deine Wut-Auslöser reduzieren.

    Wollte dich dein Kind beispielsweise wirklich ärgern? Oder seinem Bedürfnis nach Autonomie nachkommen? Oder ärgerst er oder sie mich tatsächlich „absichtlich“, aber ist das Teil seiner unbewussten Reaktion auf wiederum eigene Schwierigkeiten? Oder wenn sich dein Mann auf die Coach setzt: Bist du dann womöglich ein wenig neidisch, dass er in der Lage ist über das Chaos hinweg zu sehen und gut für sich zu sorgen?…

  • Visualisierungen: Stelle dir vor wie du in der nächsten ‚dich-packt-die-Wut-Situationen‘ sein möchtest? Wie fühlt sich dein Körper an, wenn es dir gelingt? Wie ist dein Gesichtsausdruck? Wie offen ist dein Herz für dein Gegenüber? Was sagst du? In welcher Art und Weise sagst du es?

    Nimm dir zum Üben am Besten nicht gleich die schwierigste Situation vor.

Was ist, wenn du dich mal nicht beruhigen konntest?

Du konntest deinen Wutausbruch dieses Mal nicht kontrollieren und in den Griff bekommen?

Start neu! Gib nicht auf, nur weil es in letzter Zeit viel zu häufig schief gegangen ist. Es niemals zu spät. Dass Menschen, je älter sie werden, nicht mehr lernen können, ist eine Mär! Du kannst dich weiterentwickeln. Du kannst es anders machen! Du kannst das schaffen. Du kannst die Mutter oder der Vater sein, die du sein möchtest!

Doch der erste Schritt, vor dem zweiten, wenn du heute aggressiv zu deinem Kind warst:

  1. Mache dir bewusst: Wie hast du dich gefühlt, wenn du als Kind, oder vielleicht sogar als Erwachsener angeschrieen wurdest (zumindest bevor du diese Gefühle ggf. später unterdrückt hast).
    Werden Eltern wütend aufs Kind ist das aus evolutionärer Perspektive für das Kind ein immenses Sicherheitsproblem. Kinder sind abhängig von den Eltern. Zeigen diese jedoch klar ihre Ablehnung in Form von aggressiven Worten etc., verursacht dies immense Angst beim Kind!

  2. Überlege dir genau: Was hättest du gebraucht, als du verunsichert, traurig, wütend oder hilflos gegenüber deinen wütenden Eltern warst? Und was brauchst du noch heute, wenn sich jemand daneben benommen hat (denn ganz ehrlich: das tun wir, wenn wir uns aggressiv gegenüber unseren Kindern verhalten)?

  3. Bringe die Beziehung zu deinem Kind wieder in Ordnung!

    Das wichtigste dabei: Höre deinem Kind zu!

    Außerdem: Stehe dazu, dass du heute, in letzter Zeit zu viel meckerst und schimpfst. Dass du es besser machen möchtest und dass es womöglich Zeit braucht. Dass es dir aufrichtig leid tut (es versteht sich von selbst, dass du das nur sagen solltest, wenn du es auch genau so empfindest!) und wie ein angemesseneres Verhalten ausgesehen hätte.

    Merke dir: Bleibe nicht nur bei dir, sondern frage dein Kind, wie es ihr oder ihm geht! Sorge dafür, dass sich dein Kind gesehen fühlt und dass es sich wieder sicher fühlen kann. Und wenn ggf. dein Partner:in gerade besser dafür sorgen kann, dann hole sie oder ihn ins Boot (das ist kein Moment, um etwaigen Eifersuchtsgefühlen nachzukommen, sie kurz wahrzunehmen, wenn vorhanden, reicht!).

  4. Hab Geduld mit dir! Hab Geduld mit dir! Hab Geduld mit dir!
    Das heißt auch: Statt dich schuldig zu fühlen und eine Schamwelle nach der anderen durch deinen Körper zu spülen, nutze deine Energie, um zu lernen, es zukünftig Schritt für Schritt besser zu machen. Damit stärkt du eure Beziehung, die Resilienz deiner Kinder und deine eigene noch dazu!

Zum Schluss noch dein „Häppchen to go“, um Wutausbrüche in den Griff zu bekommen

„Bei Wut heißt’s nicht hadern, sondern handeln!“

Yvonne Kropp

Soll heißen: Wütend werden, ist zunächst einmal normal. Doch die Frage ist, wie konstruktiv du mit deinen Gefühlen umgehst. Also: Komm ins Tun, komm ins Handeln. Höre zu, analysiere und dann pack’s an.

Du kannst konstruktiver mit deiner Wut umgehen lernen. Doch nur allein von Vorsätzen passiert da nichts.;)

Du möchtest Unterstützung von mir? Ich bin gern für dich da! Buche dir einfach direkt einen unverbindlichen Termin zum Kennenlernen. Schließlich muss die Chemie bei solchen Gefühlsthemen unbedingt stimmen. Also lass uns kurz reden und einfach schauen, ob’s passt.:)

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