Passt auch bei Konflikten in Partnerschaften
Eigentlich willst du einfach nur Ruhe haben.
Aber:
Du hörst sie schreien, heulen, sich gegenseitig beschuldigen.
Mal wieder. Vielleicht werden sie sogar handgreiflich.
Du willst einfach nur, dass es aufhört.
Und manchmal wird deine Stimme lauter, schärfer, genervter, als du es eigentlich willst. Vielleicht packst du deine Kinder sogar mal fester am Arm, weil du einfach so sauer bist, wie sie aufeinander losgehen, und du selbst so überfordert bist in dem Moment.
Und kaum ist es vorbei, fragst du dich:
„Warum habe ich das gemacht? Was läuft hier falsch?…“
Du hinterfragst dich und machst dir auch einfach Gedanken um die Zukunft:
„Was, wenn sie sich nie richtig verstehen?“
Oder ganz ehrlich: „Was, wenn sie sich vielleicht nie richtig mögen? Ist das dann meine Schuld?“
Diese Gedanken sind normal.
Sie kommen aus einem liebevollen, aber überforderten Teil in dir, der im Grunde “einfach nur” ein Bedürfnis hat nach Sicherheit, Ruhe, Verbindung.
Und:
1. Es läuft gar nichts falsch.
Deine Reaktion ist menschlich. Dein Gehirn versucht in dem Moment einfach, *Gefahr* abzuwenden. Auch wenn die „Gefahr“ gerade zwei Kinder sind, die sich beleidigen, schubsen oder um das letzte Eis im Gefrierfach streiten.
2. Streit an sich ist nicht das Problem.
Das Problem ist, wenn wir keine Werkzeuge haben, um damit umzugehen.
Wenn es immer nur darum geht, dass der Streit endlich aufhört, aber nicht darum, sich gegenseitig wirklich zu verstehen.
→ Wenn wir vor allem darauf fokussiert sind, dass der Streit endlich aufhört, lernen unsere Kinder nichts – außer dass Streit etwas ist, das verboten ist. Nicht etwas, das man lernen kann.
Warum Streiten sogar gut für Kinder ist (ja, wirklich!)
Nicht um sich gegenseitig fertig zu machen 😉, sondern um:
- sich selbst und die eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser zu verstehen
- zu verstehen, dass es beim Streiten immer auch darum geht, die Sichtweise des anderen kennenzulernen,
- zu lernen, Unterschiede auszuhalten und
- echte Verbindung zu üben.
Konflikte (unter Kindern) sind also sozusagen “Übungsplätze” fürs Leben, die so manche von uns Erwachsenen leider nicht erfahren haben. Dabei ist es so wertvoll, Streiten zu lernen:
Für jede spätere Freundschaft, Partnerschaft und auch gute Teamarbeit.
Damit das funktioniert, ist unsere Aufgabe als Eltern dementsprechend nicht, Streit zu vermeiden, sondern ihn gut zu begleiten.
Denn wenn wir unseren Kindern die richtigen Werkzeuge an die Hand geben und ihnen in den Konflikten dann helfen, sie anzuwenden, statt einen (dann sowieso nicht echten) Frieden zu erzwingen, können selbst heftige Auseinandersetzungen zu mehr Verbundenheit führen.
Unsere Kinder kommen häufig gerade im Anschluss an Streitigkeiten besonders gut miteinander zurecht und bieten sich sogar nochmal mehr Unterstützung an, als sie es sonst tun.
Wie also kannst du deine Kinder im Streit mit Geschwistern oder Freunden so begleiten, dass sie sich danach auch noch mögen?
Hier ein paar Impulse, die du direkt im Alltag ausprobieren kannst:
🧘♀️ 1. Erst du. Dann die Kinder.
Dein (möglichst reguliertes) Nervensystem ist das, was deine Kinder bei Streitigkeiten am meisten brauchen. Auch wenn’s schwer ist, I know! Aber wenn du selbst im Alarm-Modus bist, kannst du kein sicherer Anker sein…
Atme zum Beispiel tief in den Bauch, lege dafür vielleicht eine Hand auf den Bauch oder setze dich kurz auf den Boden, wenn die Zeit dafür bleibt.
Egal, wie laut deine Kinder sind, sprich leise. Das hilft dir dabei, auch innerlich einigermaßen reguliert zu bleiben. Lege beiden Kindern z.B. eine Hand auf die Schulter, um Verbundenheit zu zeigen.
💡 2. Kein Schwarz-Weiß, kein Beschuldigen, Beschämen und „Du hast aber…“
Keiner ist schuld. Streit entsteht immer aus irgendeiner Not – auch, wenn sie für uns nicht immer ersichtlich ist.
Und beide Kinder brauchen deine Begleitung.
„Du wolltest das Spiel nach den Spielregeln im Heft spielen – und dann hat dein Bruder neue Regeln erfunden. Das war ganz schön frustrierend für dich, mmh?”
… „Und du wolltest Abwechslung oder findest die anderen Regeln besser? Oder was ist es, dass du das Spiel anders spielen möchtest?”
🫶 3. Gefühle dürfen da sein.
Erst wenn sich Kinder (genauso wie auch Erwachsene) gesehen fühlen, sind sie offen für andere Perspektiven, Veränderung und Sich-vertragen-wollen.
Also lass erstmal (gut moderiert) beide Kinder ihre Gefühle und Sichtweisen erzählen. Danach können sie sich gegenseitig erklären, was sie jeweils verstanden haben. Das übt ungemein im Perspektivwechsel.
🔧 4. Kein Straf-Entschuldigen oder andere “Vergeltungsmaßnahmen”, sondern auf den anderen zugehen lernen
Hilf deinem Kind, auf einfache Weise wieder in Verbindung und ins Tun zu kommen, ohne sich schämen zu müssen, wie das beim klassischen “Entschuldigen müssen” schnell passiert. Was könnte dein Kind tun, um es für den anderen wieder gut zu machen?
„Dein Bruder war richtig erschrocken, als du ihn geschubst hast. Hast du eine Idee, wie du es zwischen euch wieder etwas besser machen könntest?“ Beispiele wären sowas wie: ein Bild malen, ein Spielzeug bringen, ein Pflaster oder Kühlkissen holen, eine Hausarbeit für den anderen übernehmen…
🗣 5. Deine Erwartung klar machen
„Hauen / Schnauzen ist nicht in Ordnung. Du kannst aber immer SAGEN, was du möchtest.”
🤝 6. Alternative Ausdrucksweisen und Lösungen finden
Kinder wissen oft noch viel weniger als wir Erwachsenen, wie sie sich am besten ausdrücken können. Manchmal wissen sie auch nicht genau, warum sie eigentlich streiten.
Jeder Konflikt ist dementsprechend eine wunderbare Möglichkeit, (am besten sogar gemeinsam) Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, die beim anderen vielleicht besser ankommen würden:
Zum Beispiel: „XY, wie hättest du ihm denn vielleicht (anders) sagenkönnen, dass du das nicht magst?” …
„ABC, hättest du das so verstanden? Hättest du sonst vielleicht noch eine weitere Idee, was XY zu dir hätte sagen können, damit es für dich verständlich gewesen wäre…?” …
„Wäre das, was ABC vorgeschlagen hat, eine Option für dich? Meinst du, das könntest du das nächste Mal versuchen zu sagen?”“
Wird das mit den Geschwisterstreitigkeiten jemals besser?
Wenn du dich fragst: „Wird das denn je besser? Hören sie irgendwann einfach auf, sich ständig zu streiten und zu zoffen und sich zu ärgern?“
Dann ist die ehrliche Antwort:
Sie werden nie nie streiten.
Aber sie können lernen, es konstruktiver zu tun.
Und mit deiner Begleitung lernen sie, dass man sich streiten und trotzdem lieb haben kann.
Dass man sich verletzen und trotzdem versöhnen kann.
Dass Beziehung manchmal Arbeit ist – aber eine, die sich lohnt. Immer wieder.
Was ich dir noch mitgeben möchte…
Wenn dich manchmal die unbewusste Angst packt, dass sich deine Kinder irgendwann nicht (mehr) mögen werden, und sie dich gegenüber deinen streitenden Kindern ungehalten und laut werden lässt:
Sie müssen sich nicht immer mögen!
Aber sie können lernen, wie man Konflikte so löst, dass am Ende Verbindung möglich bleibt.
Und das ist so viel wertvoller als irgendein “Scheinfrieden”, weil es einem irgendwann gelungen ist, Streitigkeiten quasi “abzustellen”, die aber weiter und weiter schwelen und am Ende doch nur zu subtiler Unzufriedenheit oder passiver Aggressivität führen.
Ich freu mich, wenn du mir schreibst, was bei euch gut funktioniert. Und wenn du mehr Unterstützung brauchst, kannst du dich hier zu meiner persönlichen Beratung informieren.
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